Einleitung
Cannabis enthält über 100 sogenannte Cannabinoide, doch zwei davon stehen besonders im Fokus: THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Obwohl beide aus der gleichen Pflanze stammen, wirken sie auf den menschlichen Körper sehr unterschiedlich. Dieser Artikel erläutert die wichtigsten Unterschiede, Wirkmechanismen, Anwendungsbereiche und rechtlichen Rahmenbedingungen der beiden bekanntesten Cannabinoide.
1. Was sind Cannabinoide?
Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System (ECS) interagieren. Dieses System ist unter anderem an der Regulierung von:
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Stimmung
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Appetit
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Schmerzempfinden
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Schlaf
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Immunfunktion
beteiligt. Sowohl körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide) als auch pflanzliche Cannabinoide (Phytocannabinoide) wie THC und CBD beeinflussen dieses System.
2. THC – Wirkung, Anwendung und Risiken
▶ Wirkung von THC:
THC ist der psychoaktive Hauptbestandteil von Cannabis. Es bindet direkt an die CB1-Rezeptoren im Gehirn und ruft dadurch folgende Effekte hervor:
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Euphorie („High“)
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verändertes Raum- und Zeitgefühl
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gesteigerte Sinneswahrnehmung
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Appetitanregung
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Schläfrigkeit oder Hyperaktivität (dosisabhängig)
▶ Medizinische Anwendung:
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Chronische Schmerzen (z. B. bei Multipler Sklerose)
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Übelkeit bei Chemotherapie
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Appetitlosigkeit bei HIV/AIDS
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Spastik
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Glaukom (umstritten)
▶ Nebenwirkungen und Risiken:
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Kurzfristig: Angstzustände, Paranoia, Konzentrationsstörungen
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Langfristig: Toleranzentwicklung, psychische Abhängigkeit, kognitive Einschränkungen bei Jugendlichen
3. CBD – Wirkung, Anwendung und Vorteile
▶ Wirkung von CBD:
CBD ist nicht psychoaktiv, beeinflusst aber indirekt das ECS und hat vielfältige Wirkmechanismen:
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angstlösend
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entzündungshemmend
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antipsychotisch
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antioxidativ
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krampflösend
CBD wirkt zudem modulierend auf die Effekte von THC – es kann die psychoaktiven Wirkungen abschwächen.
▶ Medizinische Anwendung:
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Epilepsie (z. B. bei Dravet-Syndrom)
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Angststörungen
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Schlafstörungen
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Entzündliche Erkrankungen
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Hauterkrankungen (z. B. Akne, Psoriasis)
▶ Nebenwirkungen:
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Müdigkeit
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Durchfall (bei hohen Dosen)
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mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten (CYP450-Enzyme)
KriteriumTHCCBDWirkungpsychoaktiv, „High“nicht psychoaktivRezeptorenbindet an CB1indirekte WirkungMedizinisch genutzt fürSchmerz, Appetit, SpastikAngst, Epilepsie, EntzündungNebenwirkungenParanoia, SchwindelMüdigkeit, geringe InteraktionenRechtlicher Status (DE)verschreibungspflichtiglegal, frei verkäuflich
5. THC und CBD in Kombination
Zahlreiche Studien zeigen, dass eine Kombination von THC und CBD synergetische Effekte erzeugen kann. Dieses Zusammenspiel wird als „Entourage-Effekt“ bezeichnet. CBD kann dabei unerwünschte Nebenwirkungen von THC abmildern, während THC die Wirksamkeit von CBD bei bestimmten Beschwerden steigern kann.
Beispiel:
Ein Cannabispräparat mit 1:1 THC/CBD-Verhältnis (wie z. B. Sativex) wird häufig bei Spastiken oder Nervenschmerzen eingesetzt.
6. Rechtlicher Status in Deutschland (Stand 2025)
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THC-haltige Produkte: Nur mit ärztlicher Verordnung (z. B. Dronabinol, medizinisches Cannabis)
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CBD-Produkte: Legal, wenn < 0,2 % THC enthalten sind und kein Arzneimittelstatus vorliegt
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Freizeitcannabis (mit THC): Besitz und Anbau in bestimmten Grenzen legalisiert, Verkauf über Clubs oder Apotheke in Prüfung
7. Anwendungsempfehlungen
Für Einsteiger empfiehlt sich eine vorsichtige Herangehensweise – insbesondere bei THC:
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Beginnen mit CBD-Produkten, um Körperreaktion zu beobachten
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THC-Dosierungen langsam steigern
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Kombinationspräparate mit ausgewogenem Verhältnis nutzen
Bei medizinischem Einsatz stets mit ärztlicher Begleitung.
Fazit
THC und CBD sind zwei zentrale Wirkstoffe der Cannabispflanze mit völlig unterschiedlichen Wirkprofilen. Während THC für die psychoaktiven Eigenschaften verantwortlich ist, entfaltet CBD seine Wirkung ohne Rauschzustand – dafür mit hohem therapeutischem Potenzial. Die Wahl des geeigneten Cannabinoids hängt stark vom Einsatzzweck, der individuellen Verträglichkeit und dem rechtlichen Rahmen ab.
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